Besser in der Schweiz

Hugo Ziegler erklärt in der Handelszeitung, wieso es sich bei komplexen Entwicklungsaufgaben nicht lohnt, in die Ferne zu schweifen.

 

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Erschienen im Special Digitale Innovation der Handelszeitung vom 25.11.2021 - Handelszeitung.ch

 

Besser in der Schweiz

Bei komplexen Entwicklungsaufgaben lohnt es, nicht in die Ferne zu schweifen.

Schweizer KMU, die nicht über die nötigen ICT-Fähigkeiten oder -Ressourcen verfügen, ihre Produkte den digitalen Anforderungen entsprechend weiterzuentwickeln, müssen dies zwangsläufig mit externen Partnern tun. Dazu gibt es trotz riesigen Offshore-Entwicklungsorganisationen einen Markt für Schweizer Hard- und Software-Engineering. Denn um informationstechnische Komponenten in Produkten zu entwickeln und die digitale Innovation voranzutreiben, bedarf es oftmals eines besonderen, sehr spezifischen Verständnisses der Gesamtanwendung. Natürlich ist das bei generalisierten, repetitiven Entwicklungsarbeiten nicht zwingend vonnöten

 

Das Problem der Produktzulassung

Erwägt nun eine Entwicklungsabteilung, ICT-Engineering auszulagern, sollten sich die Verantwortlichen fragen, ob sie das Ergebnis, das sie zurückerhalten wollen, auch selbst auf seine Qualität hin prüfen können. Dabei ist es schon herausfordernd genug, zu definieren, was denn genau die Aufgabe der Entwicklerfirma sein soll. Dies insbesondere, wenn etwa die Entwicklung von in Geräte oder Systeme eingebauter Soft- und Hardware und – im Zuge des Internets der Dinge – auch von kundenspezifischen Anwendungen nicht zum Kerngeschäft gehört.

Bei Dienstleistern in der Schweiz ist es im Gegensatz zu Near- oder Offshoring- Ländern eher gegeben, selbst mit einer unvollständigen Spezifikation ein gutes Resultat zu erhalten. Denn Schweizer Unternehmen sind in der Regel agiler, wenn es um die Lösungsfindung geht – allein schon der kulturellen Nähe und der gemeinsamen Sprache wegen. Letztere ist ein Vorteil, weil man sich auch dann noch versteht, wenn nicht jede Anforderung im Detail ausformuliert wurde. Nicht selten sind Hersteller in ihrer eigenen Domäne zwar sehr innovativ, wenn es aber um das Engineering von Hard- und Softwarelösungen geht, die in Produkte verbaut werden, begeben sie sich auf Neuland. Insbesondere wenn spezifisches Wissen benötigt wird, beispielsweise um Zulassungen für Produkte zu bekommen, bestehen nicht selten Vorstellungen und Erwartungshaltungen, die nicht erfüllbar sind.

Hier kommt man nicht darum herum, gemeinsam im Gespräch Lösungen zu finden. Denn es ist zum Beispiel weitaus komplexer, eine Zulassung für ein Produkt zu bekommen, wenn es wie in der Medizintechnik oder im Personentransport um die Sicherheit von Personen geht. Hier reicht es nicht aus, mit Tests nachzuweisen, dass die Benutzerinnen und Benutzer nicht durch Stromschlag oder Strahlung verletzt werden können. Es fängt schon damit an, dokumentieren zu können, wie man bei der Entwicklung des Produkts vorgegangen ist.

Bereits das Vorgehensmodell steht hier also über der eigentlichen Entwicklungstätigkeit. Man muss sich deshalb bei der Auslagerung der Entwicklung auch darüber im Klaren sein, ob der Lieferant den Nachweis erbringen kann, die für die Zulassung erforderlichen Normen eingehalten zu haben. Ist nämlich in etwa sicherheitssensiblen Branchen nicht jeder Entwicklungsschritt verifizierbar, kann die Zulassung unmöglich gelingen.

 

Schnell und unkompliziert

Mit hohen Anforderungen umzugehen, ist ein Alleinstellungsmerkmal, das im Hochpreisland Schweiz von Nutzen ist. Das gilt genauso für die Hersteller von hochkomplexen Geräten, Apparaten oder Maschinen wie für die Ingenieure, welche die Unternehmen bei der Entwicklung ihrer produktbezogenen Informatiklösungen unterstützen. Hinzu kommt, dass in der Schweiz solche Projekte in der Regel kurzfristiger umgesetzt werden können, als wenn im Ausland mit einem Outsourcer bereits Formalismen und Papierkram den Projektstart ver- zögern.

Wer allein auf den Stundensatz der Soft- und Hardware-Engineers und damit ins Ausland schaut, muss damit rechnen, am Ende keine Kosteneinsparung erzielt zu haben, weil das Projekt sich in die Länge zieht und der Markteintritt sich verzögert.

Bei der Evaluation eines Sourcing-Partners sollte neben technischen Aspekten, Fragen zu Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden und Kundenreferenzen auch dem Gefühl auf menschlicher Ebene die gebührende Bedeutung eingeräumt werden. Denn in der Schweiz kann dank der persönlichen Nähe zum Kunden nicht nur ein besseres Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Durch die Überschaubarkeit des Schweizer Marktes ist auch eine grössere kommerzielle Verantwortung für das zu liefernde Resultat zu erwarten.

 

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